Die vereinten Nationen haben ein Gesetzeswerk geschaffen, das alle Menschen gleichstellt:
c) Alle Menschenrechte und Grundfreiheiten sind allgemein gültig und unmittelbar, sie bedingen einander und sind miteinander verknüpft. Menschen mit Behinderungen muss der volle Genuss dieser Rechte und Freiheiten ohne Diskriminierung garantiert werden.
Für dieses Übereinkommen steht der Begriff Inklusion. In diesem Sinne hat die deutsche Regierung sich per Gesetz 2008 zur Verwirklichung der Inklusion verpflichtet. Die Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Professorinnen und Professoren sind demnach verpflichtet, das gemeinsame Lernen an Kindergärten, Schulen und Universitäten zu verwirklichen...
Es ist nun über vierzig Jahre her, dass ich Lehrerin an einer Sonderschule in einem Obdachlosenviertel in München arbeitete. Wir waren sieben Kollegen: Olga, Jutta, Erika, Heide, Fritz, Heiner und ich.
Es gelang uns nicht, die Kinder im Unterricht zu erreichen. Wir scheiterten alle auf unterschiedliche Weise. Jutta ließ es zu, dass die Kinder die Klasse verließen und auf dem Schulhof spielten, Olga hatte ihre Schüler eingeschlossen, so dass sie wenigstens in der Klasse blieben, Heiner hatte das Belohnungssystem eingeführt. Wer die meisten Punkte gesammelt hatte bekam am Ende der Woche den ersehnten Fußball. Heide versuchte alles, um den Kindern gerecht zu werden. Die Schülerinnen und Schüler gestalteten den Unterricht in ihrem Sinne. Sie hörten ihre Musik, blätterten in ihren Zeitschriften und unterhielten sich. Erika hatte den Schrank voller Süßigkeiten. Ich war neu an der Schule und daher versuchte ich wenigstens den Anschein zu erwecken zu unterrichten. Ich stellte die Arbeitsergebnisse einiger angepasster Mädchen in einem Glasschrank aus. Dass auch in meiner Klasse die meisten Kinder den Unterricht verweigerten, verriet ich nicht. Wie Fritz sich über Wasser hielt, weiß ich nicht mehr...
Zunehmend kommen Kinder in meine Praxis, die stumm sind. Diese Kinder haben einige Jahre anstelle der Lautsprache stumme Gebärden gelernt. Manche Kinder sind bereits fünf bis sieben Jahre alt. Dann ist die sensitive Phase für das Erlernen der Lautsprache bereits abgeschlossen und die Muttersprache kann nur noch als Fremdsprache erlernt werden. Prof. W. Jantzen führt die geistige Behinderung vieler Kinder mit Downsyndrom daher auf die Zeitfalle in der rechtzeitigen Entwicklung der Muttersprache zurück.